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Kaum Besuch erlaubt: Corona erschwert hospizliche Arbeit

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Abschied auf Abstand

Kontaktverbote, keine Besuche von Familie und Angehörigen, kein Kaffee und Kuchen in der großen Küche – so leer wie in diesen Wochen sind die gemeinschaftlichen Räume im Johannes-Hospiz nie. Es ist einsam geworden im Haus und auch in den Zimmern der Bewohner. Immer nur ein Zugehöriger darf sich dort aufhalten und das auch nur unter strengen Hygienemaßnahmen und der dringenden Empfehlung, auf Abstand zu gehen. Das ist schwer, wenn man nicht weiß, ob es noch Wochen, Tage oder gar nur Stunden sind, die Eltern oder Verwandte noch leben werden.

Die Versorgung der sterbenden Bewohner in den letzten Wochen oder vielleicht letzten Tagen liegt im Augenblick alleine in den Händen des Pflegepersonals. Ehrenamtliche Mitarbeiter bleiben zuhause, ein Zusammensein ist häufig zu riskant. Der Seelsorger ist noch da, wenn seine Anwesenheit gewünscht wird. Dabei lebt die hospizliche Arbeit davon, Zuwendung und Nähe zu geben. Die physische Nähe, tröstenden Gespräche und auch die Gesten miteinander sind im Moment nicht da. „Die schönsten und innigsten Momente sind bei der morgendlichen Pflege“, so Susanne Damhus,  langjährige Pflegefachkraft im Johannes-Hospiz. „Da müssen wir Körperkontakte haben und unsere Bewohner genießen das, wie auch beim Anreichen des Essens“.

„Den letzten Tagen mehr Leben zu geben“, das ist eine Kernaussage der hospizlichen Arbeit und genau das Leben findet gerade gar nicht statt. Die Orte des Lebens wie das Wohnzimmer, die große Küche, Terrasse und Garten sind leer und still. Das Atemholen im Andachtsraum fehlt genau wie die gemeinsamen Mahlzeiten und die Kaffeerunde am Nachmittag. „Aber die Bewohner nehmen diese besonderen Umstände auch an, wie wir alle,“ berichtet Klaus Willmer, Seelsorger im Johannes-Hospiz, „sie sind schutzbedürftig und möchten sich nicht infizieren. Alle sehen die Nachrichten und wissen um die Gefahr.“

Die hospizliche Begleitung sterbender Menschen ist nicht auf Distanz und ohne Gefühle möglich, da sind sich alle einig. Ein Team von fast dreißig Pflegefachkräften kümmert sich im Schichtdienst um die zehn Bewohner im Johannes-Hospiz. „Unsere Kommunikation funktioniert auch im Krisenmodus perfekt, wir sind eingespielt und können uns hundertprozentig aufeinander verlassen ganz besonders in dieser Ausnahmesituation, die wir – wie viele andere auch –  noch nie erlebt haben“, ergänzt die Pflegeschwester. Alle sind sich einig, dass diese Situation absolut einmalig ist und sie von allen als bisher größte Herausforderung des Arbeitsalltags gesehen wird. Die Mitarbeiter sind konzentriert, alle tragen Schutzmasken, genäht von ehren amtlichen Helfern. Auch die Zusammenarbeit mit dem Palliativnetz sei kompakter und enger geworden. Es klappt, weil alle professionell sind. Gibt es Wünsche für die Zukunft nach Corona? „Ja klar,“ antwortet Damhus, „Anerkennung und mehr Wahrnehmung unserer Berufsgruppe, Pflege ist viel mehr als „satt und sauber“.  Wenn die Menschen das sehen, ist viel gewonnen.“

www.johannes-hospiz.de

Bildunterschrift:

Schutzmasken – von ehrenamtlichen Helfern genäht – sind absolute Pflicht im Johannes-Hospiz.

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