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Verbraucher Beratung Ahlen legt Jahresbericht vor: „Gut, einen Partner zu haben, der helfen kann“

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Bei rund 5440 Verbraucheranliegen war die Verbraucherzentrale in Ahlen im vergangenen Jahr Ansprechpartnerin, um Verbraucherrechte durchzusetzen oder unberechtigte Forderungen abzuwenden.

„Auch wenn wir wegen der Corona-Pandemie einige Wochen keine persönliche Beratung anbieten konnten, waren wir per Telefon und E-Mail weiter mit Ratsuchenden in regem Austausch und Kontakt. Dabei hat sich gezeigt, dass gerade in unsicheren Zeiten der Schutz vor Übervorteilung durch unseriöse Geschäftspraktiken besonders gefragt ist“, erklärte Beratungsstellenleiterin Judith Spittler bei der Vorstellung des Jahresberichts 2019.

Prepaid-Kreditkarten, die sich nach der Bestellung via Internet nicht als finanzielle Soforthilfe, sondern als kostenträchtiges Zahlungsmittel entpuppten. Energieversorger, die Kunden mit unzulässigen Preiserhöhungen überrumpelten. Haustürverkäufer, die angesichts der bevorstehenden Fusion von Unitymedia und Vodafone zum Abschluss überflüssiger Verträge für den Fernsehempfang drängten. Und wenn etwas schief lief, wo eigentlich gezahlt werden sollte, folgte auch 2019 alsbald unerwartete Post eines Inkassobüros – mit der Ankündigung oft hoher Gebühren, drohender Mahnbescheide oder Zwangsvollstreckung inklusive.

Der Rat der Verbraucherschützer ist so gefragt wie nie. Gut angenommen werde derzeit die kostenlose Erstberatung am Telefon, sagt Judith Spittler. Bürgermeister Dr. Alexander Berger sieht in der Krise eine Chance: „Es wäre wünschenswert, wenn die Erstberatung auch weiterhin kostenfrei bleiben könnte“. Die Nachfrage zeige, wie sehr die Menschen Bedarf haben an unabhängiger und professioneller Unterstützung in Verbraucherfragen. Auch Landrat Dr. Olaf Gericke ist dankbar für den besonderen Bürgerservice. „Selbst ich als Jurist verzweifle hin und wieder an Begriffen in Vertragstexten von Werbeangeboten.“ Es sei gut, wenn man dann einen Partner habe, der helfen und Probleme lösen könne.

Ärger mit Telefonverträgen
Erfreulich sei laut Spittler, dass Ratsuchende nun auf ein neues Beratungsangebot zum „Reiserecht” in Ahlen zählen können. Mit rund 1240 Rechtsberatungen und -vertretungen hat sich die Beratungsstelle zumeist erfolgreich für die berechtigten Ansprüche von Ratsuchenden eingesetzt. Viele Ratsuchende kamen mit Anliegen und Problemen rund ums Thema Telekommunikation in die Beratungsstelle. Neben den Klassikern – nicht nachvollziehbare Posten auf der Telefonrechnung, Stolperfallen beim Anbieterwechsel oder Frust, wenn vertraglich zugesicherte Internetgeschwindigkeiten und die Übertragungsraten beim tatsächlichen Surfen im Alltag meilenweit auseinanderlagen – sorgte mangelhafte Information beim Vertragsabschluss in Telefon-Shops für Ärgernisse. „So berichteten Verbraucher, dass sie überrumpelt worden waren und Verträge unterschrieben hatten, deren Konditionen und Kosten sie erst im Nachhinein überblicken konnten“, erläuterte Beraterin Daniela Kreickmann. Bei einer landesweiten Stichprobe hatte die Verbraucherzentrale festgestellt, dass neun von zehn Shops ihren gesetzlichen Informationspflichten vor Abschluss eines Handyvertrages nicht nachgekommen waren. Danach müssen Kunden die wesentlichen Vertragsinhalte im Produkt Informationsblatt vor der Unterschrift ausgehändigt werden.

Bei Wahl des Energieversorgers genau hinsehen
Zum Weltverbrauchertag hat die Beratungsstelle nicht nur gezeigt, wie Kunden darauf pochen können, die vorgeschriebenen Informationen vom Verkäufer auch ausgehändigt zu bekommen. Die Verbraucherzentrale NRW hat zudem ein 14-tägiges Widerrufsrecht bei solch komplexe Vertragskonstellationen gefordert. Nach TelDaFax, FlexStrom und Care Energy war mit der Bayerischen Energieversorgung BEV erneut ein Energieversorger mit fragwürdigem Geschäftsmodell Pleite gegangen. „Wir haben nicht nur über die Entwicklungen des Insolvenzverfahrens informiert, sondern auch Schritte erläutert, um offene Forderungen wie Boni und Guthaben gegen die BEV durchzusetzen und gegebenenfalls anzumelden“, zeigte die Judith Spittler, Leiterin der Beratungsstelle, die Hilfestellungen für Ratsuchende auf.

Top-Thema Dienstleistungsverträge
Zum neuen Renner haben sich Probleme rund um allgemeine Dienstleistungen entwickelt. „Manche Anbieter sind so dreist vorgegangen, dass wir sie der Polizei gemeldet haben“, so Spittler. Das warm-trockene Klima des letzten Sommers hatte mit seinen tierischen Begleitern auch Abzocker aus der Deckung kommen lassen. Denn ob gesundheitsgefährdende Raupen des Eichenprozessionsspinners, das Wespennest im Rollladenkasten oder Ungeziefer in Küche oder Keller – ungebetene Gäste wollten Betroffene möglichst schnell wieder loswerden. Und in ihrer Not waren sie dann auf unseriöse Anbieter ohne Sachkunde, aber mit überzogenen Rechnungen reingefallen. Viel Ärger habe es auch um private Parkplatzvermieter gegeben, die auf Kundenparkplätzen finanziell zuschlugen. Daniela Kreickmann: „Gleich die ersten Schreiben waren mit Mahnungen versehen, das geht so nicht und führt zu viel Frust.“  

Auch am Telefon untergeschobene Verträge hatten wieder Konjunktur. So waren etwa mit dem Versprechen, 1.000 Euro gewonnen zu haben, Verbraucher zum Abschluss eines Zeitschriften-Abos gedrängt worden. Denn dies sei zur Abwicklung nötig, weil der vermeintliche Gewinn versteuert werden müsse. Hierzu waren dann auch Kontodaten der Opfer abgefragt worden. Erst mit Zusendung der Vertragsunterlagen war den am Telefon Überrumpelten dann klar geworden, dass sie auf eine Abzockmasche hereingefallen waren.

Vorsicht vor Datendiebstahl
Ob Warenbestellungen über Shopping-Plattformen oder Abos für Streaming-Dienste: Einmal mehr hatten Kriminelle mit Hilfe gestohlener Daten im Internet auf Kosten ihrer Opfer eingekauft oder auf deren Namen Verträge abgeschlossen. Betroffene erfuhren vom Identitätsdiebstahl meist erst, wenn sie Rechnungen oder Inkassoschreiben erhielten oder unbekannte Abbuchungen auf ihrem Konto vorfanden. In der Rechtsberatung hat die Beratungsstelle dubiosen Forderungen einen Riegel vorgeschoben und auch präventiv Tipps gegeben, um Datendiebstahl vorzubeugen.

Boom bei Energieberatung
(Keine) Zeit für (falsche) Entscheidungen – bei dieser Kampagne hat die Beratungsstelle den Weg für gezeigt, um im Energiebereich in Sachen Klimaschutz das Richtige zu tun. Denn wenn in guter Absicht falsche Entscheidungen getroffen werden – zum Beispiel, weil geplante Maßnahmen entweder unnötig teuer sind, gar keinen Klimaschutzeffekt haben oder einfach nicht die größtmögliche Wirkung erzielen – drohen Anstrengungen zu verpuffen. Mit Beratungen und Aktionen half Energieberater Joachim Rölfing, um mit den Investitionen für sich selbst und auch die kommunalen Anstrengungen zum Klimaschutz das Beste rauszuholen. Eine sprunghafte Steigerung der Nachfrage hat Rölfing bei allem verzeichnet, was mit erneuerbaren Energien zu tun habe: Photovoltaik, Speichertechnologie, E-Mobilität, ergänzt um Maßnahmen am und im Gebäude. „Die Diskussion um Klimaschutz und Klimawandel ist angekommen bei den Verbrauchern“, kennt Rölfing die Ursache für den um ein Drittel gestiegenen Beratungsbedarf. 

Der komplette Bericht ist nachzulesen unter www.verbraucherzentrale.nrw/ahlen-jahresbericht2019

Wegen der Corona-Pandemie berät die Verbraucherzentrale zurzeit persönlich nur nach Terminvereinbarung, öffnet sich aber schrittweise für persönliche Kontakte. Die Beratungsstelle ist telefonisch und per E-Mail während der Öffnungszeiten erreichbar:
Tel. 02382 96 131 01
EMail ahlen@verbraucherzentrale.nrw oder warendorf@verbraucherzentrale.nrw
Im Internet: www.verbraucherzentrale.nrw/ahlen

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