Die Distel am Wegesrand gilt heutzutage glücklicherweise nicht mehr als Unkraut, dem mit aller Macht zu Leibe gerückt werden muss. „Die Einstellung in der Bevölkerung hat sich komplett geändert“, ist Umweltbetriebsleiter Bernd Döding froh. Der Wandel blühender Wildkräuter vom störenden Unkraut hin zum wertvollen Beikraut habe in den meisten Köpfen stattgefunden. Grund dafür waren nicht zuletzt die alarmierenden Berichte über den dramatischen Rückgang an Insekten.
Um diesen in Ahlen halbwegs zu stoppen, hat die Stadt Ahlen 26 Standorte als Bienenweiden ausgewiesen. Jeweils 4 Blühwiesen sind so in Dolberg und Vorhelm sowie 18 weitere im Ahlener Stadtgebiet entstanden, jede mindestens 100 Quadratmeter groß. Die Insekten freut es offensichtlich: „Wo früher einfache Rasenflächen brach lagen, kreucht und fleucht es heute“.
Und das beginnt schon früh im Jahr, wie Döding erklärt: „Problematisch für Bienen ist, dass für sie das Nahrungsangebot der Natur von Februar bis April stark eingeschränkt ist und sie Mangel leiden.“ Blumenwiesen, die Nahrung von Mai bis September bieten, können das Defizit nicht beheben. Zusätzliche Nahrungsangebote müssen auch in der nahrungsarmen Zeit bestehen. „Hier helfen Strauchpflanzungen mit Hasel, Kornelkirsche oder Weiden, je nach Standort auch zusätzlich unterpflanzt mit Schneeglöckchen.“ Die Blumenwiesen sind also nur ein erster Schritt, damit sich in Ahlen Bienen und sonstige Insekten wohlfühlen. Im kommenden Herbst folgen dann standortgerechte Strauch- und Schneeglöckchenpflanzungen.
Weitergehende Pläne haben die Umweltbetriebe mit den im Stadtgebiet liegenden städtischen Groß- und Kleinflächen. „Viele von ihnen werden entweder gar nicht unterhalten oder fremdgenutzt, was immer wieder zu Beschwerden von Anwohnern führt“, weiß Bernd Döding. Alle Flächen werden einer Analyse unter ökologischen Aspekten unterzogen. Des Weiteren sollen technische Einrichtungen wie Regen- und Hochwasserrückhaltebecken sowie Betriebsstandorte für Abwasseranlagen auf ihre Eignung als Blühstandorte überprüft werden.
Das Bienenjahr in der Stadt:
In Deutschland gibt es etwa 540 verschiedene Bienen- und Hummelarten. Diese erbrüten im zeitigen Frühjahr von Februar bis April die Generation eines Jahres. Hierzu benötigen sie insbesondere Pollen, den Hummeln und Wildbienen schon bei Außentemperaturen ab 5 bis 6 Grad suchen, Honigbienen ab 13 Grad. Im Februar und März ist das Angebot der Natur stark eingeschränkt. Dann stehen hauptsächlich Haselnuss, Kornelkirsche, Schneeglöckchen, Krokus und Salweide zur Verfügung. Haselnusssträucher sind auch in den Parkanlagen und in flächigen Strauchpflanzungen in der Stadt Ahlen zu finden. In einigen Straßen gibt es Baumhasel, Kornelkirschen nur vereinzelt. Schneeglöckchen und Krokusse wachsen meist in privaten Gärten, in den Parkanlagen werden zumindest die Krokusse schnell von den Wildkaninchen abgefressen. Salweiden finden sich meist entlang der Gewässer.
Ab Mitte April bis Mitte Mai mit der beginnenden Aufzucht- und Ernährungsphase der Bienen wird das Nahrungsangebot reichhaltig – dann stehen gewöhnlich alle Arten von Obstbäumen in den Gärten und Bürgerobstwiesen aber auch sonst unscheinbare Wildkräuter wie Löwenzahn und Gänseblümchen auf den städtischen Rasenflächen mit reichlich Pollen und Nektar zur Verfügung. Für die anschließende Jungvolkbildung bedienen sich die Bienen an städtischen Straßenbäumen: Nahrungsquelle sind dann die Blüten von Ahorn, Kastanie und Robinie, von Anfang Mai bis Ende Juni folgen verschiedene Linden sowie die am Straßenrand als Bodendecker neu gepflanzten Bastardkorallenbeeren. Diese befinden sich für die Hochzeit der Bienenernte inzwischen im gesamten Stadtgebiet.
Zum Herbst stehen für die Winterbienenaufzucht immer weniger Nahrungsquellen zur Verfügung. Das blühende Strauch-Efeu in den städtischen Bäumen ist im September die letzte bedeutende Nahrungsquelle. Allerdings steigert das Efeu die Windlast der Bäume insbesondere im Winter und behindert die Baumkontrolle, so dass es aus Gründen der Sicherheit stellenweise entfernt werden muss. Andere Insekten wie Tag- und Nachtfalter, Fliegen und Käfer haben diese Nahrungsprobleme nicht.
Standorte der Blühwiesen:
Beckumer Straße/Ecke Edisonstraße
Daimlerstraße – neuer Baubetriebshof und Hügel gegenüber
Feldstraße Höhe Lindweg
Beckumer Straße Verkehrsinsel
Kapellenstraße Ortseingang
Kapellenstraße Ecke Robert-Koch-Straße
Stadtpark
Martinstraße Bolzplatz
Martinschule
Fritz-Reuter-Straße vor Hela-Radrennbahn
Oelmühlenkamp Bürgerobstwiese
Mammutschule
Von-der-Recke-Straße
Am Morgenbruch/Ecke Hammer Straße
Dolberger Straße Waschanlage
Platz der Städtepartnerschaft
Morsbachpark entlang Umweg
Zeche – Wiesen an den Fördertürmen
Dolberg
Lambertistraße Mehrzweckhalle
Dillweg Ecke Weißdornweg
Dillweg Ecke Twieluchtstraße
Markenweg entlang Bolzplatz
Vorhelm
Dorffelder Straße entlang Regenrückhaltebecken
Hauptstraße Verkehrsinseln Im versunkenen Garten
Freizeitpark Vorhelm Bolzplatz
Haarbachstraße Rasenstreifen nördlich entlang der Straße vor den Häusern