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GEW schreibt Brief an Ministerin Giffey

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Lösungen für Kita-Öffnungen vor Ort finden

In der Coronakrise hat die GEW eine Positionierung zur Kita-Öffnung erstellt. Sie plädiert für lokale Lösungen in Abstimmung zwischen Ministerien, Kommunen, Trägern, Kitaleitungen und Gesundheitsbehörden.

Angesichts der aktuellen Debatte um die Wiederöffnung der wegen der Coronapandemie geschlossenen Kitas hat die Gewerkschaft ein Positionspapier verfasst und sich zudem in einem Brief an die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Franziska Giffey, gewandt.

Darin heißt es: „Die aktuelle Situation löst auch in unserer Mitgliederschaft immer wieder Unsicherheit und Debatten aus.“ Deswegen habe die GEW eine Positionierung zur Kita-Öffnung erstellt. Sie sei gerne bereit, ihre „Expertise in dem nun anstehenden Öffnungsprozess einzubringen.“ Zugleich mahnte die GEW, dass die Politik mehr Wertschätzung für die Arbeit im sozialen Bereich zeigen solle:

 „Was viele jedoch vermissen, ist ein Zeichen der Wertschätzung aus der Politik, gerade für die Bereiche Kita, Eingliederungshilfe und Sozialarbeit.“

Individuelles Vorgehen nötig

Die Öffnung der Kitas ist nach Einschätzung der GEW eine komplizierte Aufgabe, die ein individuelles Vorgehen erforderlich macht. „Der Gesundheits- und Infektionsschutz für Kinder, Beschäftigte und deren Angehörige und die Bedürfnisse der Kinder nach sozialem Kontakt stehen sich gegenüber, genauso wie die Interessen erwerbstätiger Eltern, insbesondere Alleinerziehender, und das Bedürfnis der Gesellschaft, im wirtschaftlichen Interesse die Kitas zu öffnen und den Kindern wieder pädagogische Angebote zu unterbreiten“, heißt es in einem Positionspapier der Bildungsgewerkschaft.

Und weiter: „Auf Grund der sehr unterschiedlichen Situationen in den Bundesländern und Einrichtungen kann es nur lokale Lösungen in enger Abstimmung zwischen Ministerien, Kommunen, Trägern, Kitaleitungen, Jugendämtern, Gesundheitsbehörden und Elternvertretungen geben. Eine generelle Lösung mit bundesweit einheitlichen Regelungen ist aus Sicht der GEW nicht denkbar.“

Die jüngst veröffentlichten Empfehlungen der Wissenschaftsakademie Leopoldina bewertet die GEW als „wenig praxisnah“. Die Expertinnen und Experten plädierten dafür, Kitas in geringem Umfang für Fünf- und Sechsjährige wieder zu öffnen. Die Gruppen sollten auf maximal fünf Kinder pro Raum reduziert werden. Ziel sei es, sie so gut wie möglich auf den Übergang in die Schule vorzubereiten.

„Immer noch sind nicht in allen Bundesländern Erzieherinnen und Erzieher und anderes Kita-Personal als ‘systemrelevant’ eingestuft.“ 

Die GEW kritisiert an diesen Vorschlägen, dass die Kita nicht als Vorbereitungsbetrieb für die Schule angesehen werden dürfe. Zudem sei es aus pädagogischer Sicht wichtig, Kindern aller Altersstufen wieder ein Mindestmaß an sozialen Kontakten mit anderen Kindern zu ermöglichen. Darüber hinaus seien die meisten berufstätigen Eltern auf eine Betreuung ihrer Kinder angewiesen. Ebenso werde nicht bedacht, dass bei einer Ausweitung der Kita-Angebote auch die Kinder der Kita-Fachkräfte betreut werden müssten. „Immer noch sind nicht in allen Bundesländern Erzieherinnen und Erzieher und anderes Kita-Personal als ‘systemrelevant’ eingestuft.“ 

Infektionsschutz „zentral und vorrangig“

Die Gewerkschaft betont, dass nur mit viel Personal sichergestellt werden könne, dass sich die Kinder in einzelnen Räumen der Einrichtungen nicht oder möglichst wenig begegneten. Je Kindergruppe müssten jeweils mindestens zwei Fachkräfte zur Verfügung stehen, um Aufsicht und Sicherheit zu gewährleisten sowie Kinder beim Gang auf die Toilette und beim Händewaschen zu unterstützen.

In Zusammenarbeit mit den Gesundheitsämtern sei einzuschätzen, ob die Räumlichkeiten jeder einzelnen Kita Schutz vor Infektionen böten. Die notwendigen Reinigungs- und Desinfektionsarbeiten müssten sichergestellt werden und dürften nicht den Fachkräften aufgebürdet werden. Der Infektionsschutz aller sei „zentral und vorrangig“, Beratung und Begleitung durch die Gesundheitsbehörden unerlässlich. Eltern dürften keine erkälteten oder Krankheitssymptome zeigenden Kinder in die Einrichtung bringen. 

Risikogruppen in Kitas

Die GEW verweist ferner darauf, dass viele Kita-Beschäftigte zu den Risikogruppen zählten: 29 Prozent der Fachkräfte sind aktuell älter als 50 Jahre, in 22 Prozent der Kita-Teams ist mindestens die Hälfte des Personals in diesem Alter. Diese Kolleginnen und Kollegen können nicht in der Betreuung eingesetzt werden. Im Fall eines reduzierten Kitabetriebs mit deutlich weniger Kindern sollte die Auswahl der Mädchen und Jungen nicht nach ihrem Alter, sondern individuellem Bildungs- und Betreuungsbedarf erfolgen.     

Die GEW steht als Organisation von pädagogischen Fachkräften bereit, um an möglichen Lösungen mitzuwirken, etwa bei den Beratungen der Jugend- und Familienministerkonferenz der Länder (JFMK). 

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